Ich nehme einen tiefen Atemzug, atme genüsslich die frische, nach wilden Kräutern und trockenen Gräsern duftende Luft in meine Lungen ein. Die ersten Sonnenstrahlen, die gerade über den Berg kommen und die Landschaft in ein saft-goldenes Licht tauchen, erwärmen mein Gesicht, und ein sanfter Wind zerzaust mein Haar. Herrlich! Ich könnte juchzen und springen vor Freude: heute geht es los. Heute ist der erste Tag, hinauf in die Felder, hinauf auf die Helichrysum-Farm und ab zur Ernte!
Ich bin ein Kind der Großstadt. Bis vor einigen Monaten, als ein kleiner, unscheinbar wirkender, seltsam duftender Tropfen meine Hand berührte und mein Leben für immer veränderte, hätte ich mir niemals vorstellen können, freiwillig hier ans Ende der Welt, hinaus in die kroatische Pampa, weit weg von allem, was für mich Sicherheit bedeutet und mir vertraut ist zu kommen. Ob es da oben in den kroatischen Bergen wohl auch wilde Tiere gibt? Ein leichter Schauer läuft mir über den Rücken, als ich an meinen Halbbruder denke, der immer zu mir sagt: Besser kurz und intensiv leben, als ein Leben lang aus lauter Angst es könnte etwas passieren, nichts erleben… „dann bist du ja quasi schon tot!“ warf er mir gerne an den Kopf. Nun, ich öffne wieder die Augen, nehme noch einen letzten tiefen Atemzug und drehe mich um; erstmal Frühstück!
Nach dem Frühstück geht es auch schon los – ich bin schon echt aufgeregt! was mich wohl erwartet?
Im Bus zuerst über breite, gut ausgebaute Straßen, vor dem Fenster streicht die wunderschöne, raue Landschaft vorbei. Doch nach und nach wird die Straße immer schmaler, es ist als fährt dieser Bus mit jeder Kurve, die er nimmt, näher an den Himmel heran… warte, stopp, das sind ja richtig kitschige Worte! So bin ich doch nicht. Ich bin eine ernst zunehmende, rational denkende Frau… aber doch, das ist tatsächlich das beste Wort, um diese außergewöhnliche Busfahrt zu beschreiben… Nachdem die eigentliche Straße längst aufgehört hat, fahren wir immer noch, durch raues Gelände, an idyllischen kleinen Häuschen vorbei, immer weiter in die Berge hinein. Und plötzlich – was macht denn der Busfahrer jetzt?? Er biegt von dem schmalen Weg ab, auf dem wir eben noch gefahren sind, hinein ins Gebüsch. Wo das wohl noch enden wird?
In den letzten Wochen habe ich einiges über diese geheimnisvolle Pflanze, Helichrysum, auch Strohblume und Immortelle – die Unsterbliche – genannt, gelesen. Das Internet und die Bücher die ich gelesen hatte, sind voller geheimnisvoller Eigenschaften, Wirkungsweisen und Geschichten.
- – Das Wort „Helichrysum“ stammt hat seine Wurzeln im Griechischen, von helios – „Sonne“ und chrysos – gold.
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- – Die Blüten werden oft Immortelle, oder auch die unsterbliche Blume, genannt. Ich frage mich gerade, was das wohl zu bedeuten hat? Liegt das möglicherweise daran, dass das ätherische Öl eine so positive Wirkung auf die Haut hat? Ich nehme mir fest vor, bei unserem nächsten Spa-Abend bei mir zu Hause mit meinen Freundinnen, dieses geheimnisvolle Öl Helichrysum mit einzubeziehen.
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- – Ich hatte auch gelesen, dass Helichrysum in Kombination mit Eucalyptus Radiata (eines meiner absoluten Lieblingsdüften!) im Diffuser für mehr Energie und Tatendrang sorgen kann. Ein weiterer Grund, diese halsbrecherische Busfahrt hier zu überleben, um diese Behauptung zu Hause gleich zu testen. Das ist sicher speziell für langweilige Schreibarbeit und Hausaufgaben eine tolle Mischung, was meinst du?
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- – Eines der Top Anwendungen mit Helichrysum ist in der Sportmassage – also eigentlich ideal nach dem Workout im Fitnessstudio – denke ich gerade. Hierzu ist es aber sicher gut, es mit V-6 oder einem anderen Fettöl zu verdünnen, sodass man die müde Muskulatur richtig schön damit massieren kann…
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- – Es ist sehr windig hier oben – ich werde mir auf jeden Fall heute Abend, wenn wir zurück im Hotel sind, gleich eine Mischung aus Helichrysum und Lavendel in etwas Kokosöl auf die Haut geben. Das ist eine ultra-pflegende Mischung für die Haut.
Bis vor kurzem wurde Helichrysum noch ausschließlich wild geerntet. Diese wunderbare Pflanze wächst hier auch wirklich überall! Doch da die Beliebtheit und Bekanntheit des Helichrysum-Öls stetig wächst, ist es wirklich eine tolle Idee, sie hier großflächig auf der Farm anzubauen, sodass die Wildbestände und diese wunderschöne, wilde Natur hier nicht nachteilig davon beeinflusst wird. Das ist ein Punkt, der mich schon seit längerem immer wieder zum Nachdenken anregt: wie kann es sein, dass die Natur leiden soll, nur damit wir Menschen uns Wellness in unsere selbst erbauten Städte holen können? Schließlich sind wir ja selbst schuld, uns ein Lebensumfeld kreiert zu haben, in dem wir uns nicht mehr so wirklich wohlfühlen… Moment! Ich bin ein Stadtkind, ich liebe die Stadt, ich fühle mich doch auch wohl dort… wirklich? Hmmm, das ist echt eine gute Frage. Naja, nachdenken kann ich ein anderes Mal wieder. Der Bus ist zum Stehen gekommen – wir sind da!
Ich schaue neugierig aus dem Fenster: tatsächlich stehen wir in Mitten einer Wiese, zu meiner rechten befinden sich große Felder – sind das die Helichrysumfelder?
In Büchern über Aromatherapie hatte ich gelesen, dass der Duft von Helichrysum dabei helfen kann, durch schwierige, negative und traumatische Emotionen zu gehen, welche möglicherweise schon länger ins Unterbewusstsein abgedrängt worden waren, also quasi Themen, die wir so sehr ablehnen und verdrängen, dass sie nur noch sehr unterschwellig da sind. Als ich jetzt aus dem Bus steige, meine Füße zum ersten Mal diesen Farmboden berühren und ich mit allen Sinnen den Duft der Helichrysumpflanze aufsauge, spüre ich ein tiefgreifendes, befreiendes, ja beinahe erlösendes Gefühl. Als würde jemand endlich mal all die alten Teppiche aufheben, ausschütteln und den Dreck, den ich über all die Jahre darunter gekehrt hatte, aufwischen.
Erst kürzlich hatte ich ein wunderschönes Gedicht über Helichrysum gelesen:
„Ein Duft aus der Welt der Engel und Feen, öffnet Helichrysum unsere Herzen zu den unsichtbaren Energien, welche unser Leben hier auf Erden beeinflussen.
Es hat eine ganz besondere Bedeutung für die „verwundeten Wanderer“ – jene, die niemals Ruhe finden aus Angst vor den schmerzhaften Erinnerungen.
Auch für jene ist dieser Duft, die das Gefühl haben, dass ihre physische Existenz die Verbindung mit der Seele verloren hat…
die spirituelle Aufgabe von Helichrysum ist es, den Raum zu schaffen, sodass das sich öffnen, sich zeigen der Welt, sicher wird.“
– Valerie Ann Worwood –
